Ich bin Single, Kalimera (German Edition) by Friedrich Kalpenstein

Ich bin Single, Kalimera (German Edition) by Friedrich Kalpenstein

Autor:Friedrich Kalpenstein [Kalpenstein, Friedrich]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-14T16:00:00+00:00


***

Ich erreichte Salakos. Mann, hier war echte Provinz. Kein Leihwagen, kein Tourist, kein Hotel. Nur Griechen, die die Straße bevölkerten. Enge Straßen, bröckelnde Fassaden, aber ein Flair, der an der Küste nicht zu finden war. Genau das hatte ich gesucht. Keine Schickimicki-Postkartenlandschaft. Nein, das wahre Leben. Und das findet man nicht in der Nähe von Hotels. Dieses Schmuckstück war ein einfaches Bauerndorf. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Ich parkte am Straßenrand, um die Gegend zu Fuß zu erkunden. Außerdem fotografiert es sich beim Fahren so schlecht.

Ich sperrte ab und kontrollierte die Wagentüren vier Mal. Ein paar Meter gehen, umkehren, das Ganze noch ein weiteres Mal überprüfen, einschließlich Kofferraum. Echt pervers, aber ich kann nichts dafür. Eine Freundin hat mir einmal empfohlen, ich solle nach dem Zusperren laut zu mir selbst sagen: Zu!

Hilft aber auch nichts.

Ich entfernte mich von meinem Gefährt, drehte mich ein letztes Mal um und drückte auf den Knopf des Schlüssels. Zur Bestätigung blinkten die Lichter zwei Mal.

Mit meiner Kamera nahm ich Fassaden, alte Türen und Ausblicke in die Landschaft auf. Nach einer Weile erreichte ich einen kleinen Marktplatz. Superschön und echt. Nichts geschönt, sondern Rhodos pur. Auf der Mitte des Platzes standen Tische, die zu einer Taverne gehörten. Vor der Taverne saß eine ältere Dame. Einige Männer saßen an einem schattigen Tisch und tranken Bier. Vermutlich war es der Stammtisch beim Frühschoppen.

Ich setzte mich an den Tisch daneben. Die Männer grüßten. Freundlich grüßte ich zurück. An ihren Blicken las ich ab, dass sie über mich redeten. Die ältere Dame erhob sich von ihrem Platz und brachte mir die Karte. Sie sagte nichts und lächelte. Ich bestellte ein Bier. Klein. Ich musste ja noch fahren.

Die Speisekarte stellte mich vor ein Rätsel. Sie war auf Griechisch. Klar, ich war auf Rhodos. Andererseits schloss ich aus der Machart der Karte, dass man sich hier noch nicht auf Touristen eingestellt hatte, und das fand ich äußerst cool. Aber wie es wohl in der Küche um die Hygiene bestellt sein mochte? Ich hatte da so meine Erfahrungen. Echte, keine eingebildeten. Aber ich war hungrig und ließ mich darauf ein.

Die Dame kam mit meinem Bier zurück, stellte es ab und lächelte wieder. Mit einer weiteren Bestellung hatte sie offenbar nicht gerechnet, denn als ich ihr bedeutete, stehen zu bleiben, sah sie mich mit großen Augen an. Weltmännisch fegte ich mit meinem Finger über die Speisekarte und sage gekonnt:

»This, this, … äh, this and this. Oh, and this!«

Sie verstand, was ich wollte. Ich allerdings hatte nur zwei Gerichte entdeckt, unter deren Namen ich mir etwas vorstellen konnte.

Die Bedienung gab meine Bestellung an die Küche weiter und kam mit einer Stofftischdecke zurück. Die Männer am Nebentisch nickten abermals und prosteten mir zu. Einer von ihnen sprach mich an. Ich verstand kein Wort, vermutete aber, dass er wissen wollte, woher ich kam.

»I‘m from Bavaria!«

Sie sahen sich fragend an.

»Bavaria, Germany, South, Munich?«, ergänzte ich.

»Ah!«, sagte einer der Griechen, »Bavaria.« Dabei zeigte er auf die Fahne, die über dem Eingang der Polizeistation wehte.

»Oh, yes! Blue and white, super!«, lachte ich ihn an und hob ihm mein Glas entgegen.



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